Familie Toggenburger ist 2011 nach Guinea, Afrika ausgereist. Mit dabei waren natürlich auch die drei Kinder. Über die gesamte Grundschulzeit wurden die beiden größeren Söhne per Fernunterricht unterrichtet. 2019 stand dann die Rückkehr in die Schweiz an. Frau Toggenburger berichtet über die Zeit in Afrika.
Als wir im Januar 2010 zum ersten Mal im Büro von SAM global (Non-Profit Organisation) saßen und ein Einstellungsgespräch führten für einen längeren Einsatz in Afrika, lautete eine unserer ersten Fragen: «Wie werden die Kinder einen vernünftigen Unterricht besuchen können?» Zwar wussten wir damals noch nicht sehr viel über unser zukünftiges Einsatzland Guinea, doch vom schlechten Bildungsniveau der Schulen dort hatte man uns bereits berichtet. Wir waren dementsprechend erleichtert, als man uns versicherte, dass andere Familien sehr gute Erfahrungen mit der Deutschen Fernschule gemacht hätten und auch der Wiedereinstieg in der Schweiz bei allen Kindern ziemlich reibungslos funktioniert habe. Unsere Jungen waren damals noch Kleinkinder, aber da wir über mehrere Jahre in Guinea bleiben würden, musste diese Frage geklärt sein.
Als unser Ältester dann endlich in die 1. Klasse kam, freute er sich riesig. Eine freiwillige Helferin war extra für ihn angereist, um ihn im ersten Jahr seiner Schulzeit zu begleiten. Er bekam sogar eine Schultüte geschenkt, was ihn sehr freute. Von Anfang an war er begeistert von Globulus, dem «Klassenkameraden». Bei den Mahlzeiten erzählte er jeden Tag von Globulus. Wir waren sehr froh, dass unser Kind einen qualitativ guten, deutschsprachigen Unterricht besuchen konnte, nachdem er ein paar Monate in einem einheimischen Kindergarten verbracht hatte, wo er außer zählen auf französisch kaum etwas gelernt hatte. Mit der Lernhelferin verstand er sich von Anfang an sehr gut und als Mutter war ich froh, mich um die kleineren Geschwister kümmern zu können.

Neben den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht kam auch Kunst nicht zu kurz. - Foto: S. Toggenburger
Im dritten Schuljahr lief es dann nicht mehr ganz so rund, der Glanz des Neuen war verflogen und alles, was ein bisschen Anstrengung erfordert (wie schön schreiben) passte unserem Grossen nicht mehr. Wir hatten das Glück, dass die Lernhelferin für dieses Schuljahr eine ausgebildete Lehrerin war und mit viel Geduld und Konsequenz schaffte sie es, den Jungen auf einen guten Kurs zu bringen. Hier sahen wir einerseits, wie wichtig eine gute Lernbegleitung vor Ort ist, andererseits auch, dass das Einzel-Setting seine Grenzen hat, da die Motivation durch die Gruppe gerade in solchen Zeiten fehlt.
Ein Jahr später gesellte sich unser zweiter Sohn zum Unterricht dazu und somit waren es fortan 2 Kinder im extra hergerichteten Schulraum. Wir fanden es sehr hilfreich, dass die Kinder einen Schulweg zurück legen mussten und somit ihre Selbständigkeit gefördert wurde und sie sich körperlich und mental von zu Hause abgrenzen konnten. Es half, dass wir sehr ländlich wohnten.

Jeder hat seinen Arbeitsplatz - Foto: S. Toggenburger

Unser Schulgebäude - Foto: S. Toggenburger
Natürlich hatte auch dieses Setting seine Herausforderungen: Die zwei Brüder stritten auch oft, gerade in den Pausen. Sie saßen einfach zu oft aufeinander. Da kam uns die Flexibilität der Fernschule sehr entgegen, weil wir die Stundenpläne anpassen konnten und jedes Kind auch mal die Lernhelferin für sich alleine hatte. Diese machte ihren Job ebenfalls ausgezeichnet, sie schaffte es, zwei Kinder in verschiedenen Klassen sehr gut zu fördern und zu unterstützen.
Nach fünf Jahren Deutsche Fernschule erfolgte der Übertritt an das ILS, was ebenfalls problemlos funktionierte. Nur ein Jahr später kehrten wir als Familie in die Schweiz zurück, mit wenig Gepäck, aber vielen Erinnerungen, viel Vorfreude, aber auch Ungewissheit. Wie würden die Kinder sich integrieren können?
Nach wenigen Wochen wurde uns von den Lehrpersonen in den neuen Klassen bestätigt, dass die beiden Jungen schulisch der Klasse voraus seien. Es wurde sogar diskutiert, ob der Jüngere eine Klasse überspringen soll. Für den Älteren stellte sich diese Frage nicht, da er zwar inhaltlich sehr gut mitkam, aber Mühe hatte, sich zu organisieren. Zu sehr hatte er sich während der 6 Jahre zuvor darauf verlassen, dass die Lernhelfer(innen) ihn führen. Nun musste er von Anfang an vieles selbständig erledigen und auch mit den technischen Hilfsmitteln und Computerprogrammen kam er nicht gut zurecht, die den anderen Schülern von der Primarschulzeit vertraut waren. Dennoch war seine Klasse immer wieder fasziniert, wenn er von seinem Leben in Afrika berichtete.
Wir würden auf jeden Fall sofort wieder mit der Deutschen Fernschule arbeiten und haben die Zusammenarbeit sehr positiv erlebt, gerade auch durch die Betreuungslehrerin, die während der fünf Jahre die Gleiche geblieben ist und sich sehr viel Mühe mit den Rückmeldungen und Korrekturen gegeben hat.
Schade finden wir nur, dass unser Jüngster nicht mehr in den Genuss der Fernschule gekommen ist, weil er noch zu jung war. Er hätte nämlich auch gern mit Globulus gelernt.
