Das Leben mit mehreren Sprachen meistern? Das ist für viele Menschen Alltag! Unsere Welt ist globaler geworden, vernetzter und multikultureller, als es vor 50 Jahren noch der Fall war. Viele Teile der Welt sind geografisch bedingt mehrsprachig, andere durch die zunehmende internationale Verflechtung von Wirtschaft, Politik und Kultur. Gut oder schlecht? Darüber kann man sicherlich diskutieren. Die multikulturelle Vielfalt eröffnet jedenfalls einen weiteren Blick auf die Welt, auf andere Kulturen und Lebensweisen. Und das ist spannend und herausfordernd zugleich.

Die Bedeutung der Muttersprache
Identitätsbildung
Viele Kinder wachsen mehrsprachig sozialisiert auf. Sei es, dass die Eltern zweisprachig sind oder dass die Familie in einer anderssprachigen Umgebung lebt. Dies eröffnet den Kindern Horizonte und lässt sie wertvolle und gewinnbringende Erfahrungen machen, die ihnen später auch berufliche Chancen und Optionen ermöglichen werden. Eines allerdings sollte unbedingt beachtet werden:
In diesem Umfeld ist die Muttersprache ein umso wichtigerer Teil der kindlichen Identifikation als Persönlichkeit.
Grundlegend für das Konzept Sprache
Und mehr noch! Sprachforscher gehen inzwischen davon aus, dass eine sichere Beherrschung der Muttersprache in Wort und Schrift ein maßgebliches Kriterium dafür ist, wie gut Kinder eine Zweitsprache erlernen können. Jim Cummins, Professor für Sprachentwicklung in multilingualen Kontexten an der Universität Toronto, schließt aus seinen Studien, dass beim Erlernen der Muttersprache nicht nur eine bestimmte Sprache gelernt wird, sondern das Konzept Sprache an sich. Das grundlegende Verständnis für Wörter, Laute oder grammatikalische Zusammenhänge wird hauptsächlich in der Muttersprache erlernt. Wird die Muttersprache nur eingeschränkt vermittelt, verbleibt auch jeder weitere Spracherwerb innerhalb dieser Schranken.
Einfluss auf kognitive Leistungen
Die bedingte Sprachfähigkeit führt zu Beeinträchtigungen der kognitiv-akademischen Fähigkeiten. Es leidet also nicht nur die Beherrschung der Muttersprache, sondern auch die Entwicklung allgemeiner kognitiver Fähigkeiten. Diese Defizite werden im Schulalltag oft erst spät erkannt, da sie erst mit den ansteigenden Ansprüchen der Schulcurricula vermehrt in Erscheinung treten.
Die wechselseitigen Auswirkungen von Sprachkompetenz und allgemeinen kognitiven Fähigkeiten kann man ebenso im umgekehrten Fall beobachten. Werden die Kinder in ihrer Muttersprache gefördert, steigt nicht nur die Sprachbeherrschung in anderen Sprachen, sondern ebenso die allgemeine „akademische“ Leistungsfähigkeit.
Mehrsprachigkeit erschließt Kulturen
Mehrsprachige Erziehung ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kinder erlernen neben den sprachlichen Fähigkeiten auch ein größeres Verständnis für kulturelle Zusammenhänge. Eine höhere multilinguale und -kulturelle Kompetenz kann sich später positiv auf berufliche Chancen auswirken.
Wichtig ist, dass die Eltern dieses Abenteuer bewusst und nicht konzeptlos angehen. Die altersgerechte Förderung der Muttersprache darf gerade in einer mehrsprachigen Umgebung nicht zu kurz kommen. Dann ist der Weg für spätere Lernerfolge geebnet.
Die Deutsche Fernschule bietet seit 1971 Deutschunterricht für Kinder im Ausland an, um Deutsch als Muttersprache zu fördern und auf einem altersgerechten Niveau zu erhalten.
Weiterführende Links
Weitere detaillierte Informationen und ein Wegweiser mit praktischen Tipps zur mehrsprachigen Erziehung stehen Ihnen hier zum Download zur Verfügung.
von Ilonka Lindenhain