Lernheft Deutsch Klasse 1

Fernunterricht mit vier Kindern

Deutsche FernschuleErfahrungsberichte

Interview mit Frau Berg*

Leben im Ausland

Seit wann leben Sie im Ausland?

Wir leben seit 2002 in unserem Gastland. Unsere vier Kinder wurden hier geboren. Im Schuljahr 2015/2016 waren wir für ein Jahr in Deutschland.

Welche Sprachen sprechen Ihre Kinder?

Meine Kinder sprechen drei Sprachen. Wenn ich mit ihnen alleine spreche, sprechen wir Deutsch. Unsere Familiensprache ist Englisch. Mit Freunden sprechen sie Englisch oder die Sprache des Landes. Von den drei großen Kindern war Englisch die erste Schriftsprache. Meine jüngste Tochter hat von Anfang an Deutsch schreiben gelernt.

Sind Sie regelmäßig zum Heimaturlaub in Deutschland?

Wir waren für das Schuljahr 15/16 in Deutschland. Im Sommer kommen wir jährlich für etwa 5 Wochen nach Deutschland. Wir verbringen viel Zeit mit Freunden und Familie. Wir halten enge Kontakte nach Deutschland.

Haben Sie geplant, irgendwann wieder nach Deutschland zurückzukehren?

Voraussichtlich werden unsere Kinder ihre Berufsausbildung oder ihr Studium in Deutschland absolvieren. Das könnte sicher einen längeren Deutschlandaufenthalt für die Familie bedeuten.

Wie kommt es, dass Ihre Kinder Fernunterricht machen?

Die drei größeren Kinder haben zuerst eine Schule vor Ort besucht. Als wir dann im Schuljahr 15/16 in Deutschland waren, haben die Kinder die Schule in unserem Heimatort besucht. Zurück im Gastland wollten wir eigentlich eine amerikanische Fernschule machen, damit die Kinder wieder in der englischen Sprache unterrichtet werden. Von den Behörden in Deutschland wäre aber eine amerikanische Fernschule nicht anerkannt worden. Deshalb fiel die Entscheidung auf die Deutsche Fernschule. Die Kinder kannten ja auch das deutsche Schulsystem bereits von ihrem Schulbesuch in Deutschland.

Fragen zum Fernschulmaterial

Was haben Sie gedacht, als das erste Materialpaket bei Ihnen ankam?

Riesiges Paket - schwer - Wie bekommen wir das in den Koffer?
Wir waren zu der Zeit in Deutschland. Ich habe jetzt noch das Foto mit unserer Tochter mit den zwei Paketen. „Mama, meine Schule ist da!“ Es war ein tolles Erlebnis für die Kinder.
Mittlerweile lassen wir das Material in unser Gastland schicken. Das funktioniert gut. Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, wenn die Pakete mit dem Schulmaterial kommen, und bringt große Freude im Haus auf.

Entspricht das Material der Deutschen Fernschule Ihren Erwartungen?

Durch Bekannte, die auch mit dem Material arbeiten, konnte ich vorher schon Einblick in das Material bekommen. Ich hatte daher schon eine Idee, wie es funktioniert. Es hat natürlich ein bisschen gedauert, bis ich richtig damit vertraut war. Aber ich kannte bereits den Aufbau des Materials.

Fragen zum Unterrichtsablauf

Mit mehreren Kindern ist es schon eine Herausforderung, den Unterricht zu organisieren. Wie machen Sie das? Gibt es Rituale oder Ähnliches, was ganz fest zu Ihrem Fernunterricht gehören?

Mit vier Kindern ist es wirklich eine Herausforderung. Alle Kinder sind in einer unterschiedlichen Klassenstufe, von Klasse 1 bis Klasse 9*. Aber es funktioniert. Man benötigt eine gewisse Struktur.
Morgens um 7:30 Uhr setze ich mich für eine halbe Stunde mit dem Sechstklässler und der Neuntklässlerin zusammen. Wir besprechen den Tag, schauen die Fächer durch, einfach, um grob zu wissen, was drankommt und wo die Richtung hingeht. Wenn etwas nicht verstanden wurde, klären wir es. Die zwei Großen arbeiten dann den Vormittag über alleine und schreiben auf oder markieren, wenn sie etwas nicht verstanden haben.
Währenddessen mache ich dann den Fernunterricht mit den Kleinen. Nachmittags, wenn wir fertig sind, bekommen die Kleinen Hausaufgaben, die sie alleine erledigen können, damit ich mich noch einmal mit den Großen zusammensetzen kann, um ihre Fragen zu besprechen.

Ihre Kinder waren für ein Jahr in Deutschland auf einer Schule und besuchten auch schon vorher im Ausland eine Schule. Wie erleben Ihre Kinder den Unterschied zwischen einem Schulbesuch und Fernunterricht?

Dem Sechstklässler gefällt der Fernunterricht ganz gut. Die Neuntklässlerin ist eher ein sozialer Typ. Sie vermisst schon das soziale Umfeld. In der Nähe unseres Hauses gibt es eine Schule, in der sich die Kinder etwas einklinken können. Meine älteste Tochter hat zum Beispiel ein paar Aufgaben in der Schulbücherei übernommen. Die Kinder dürfen bei Feiern helfen oder mit kleineren Kindern Theaterstücke einüben.

Bearbeiten Sie immer nur das empfohlene Pensum?

In der Regel halten wir das empfohlene Pensum und die Zeiten gut ein. Manchmal machen wir ein bisschen mehr. Zum Beispiel wenn es im Sachunterricht wirklich toll und interessant ist.

Gefällt Ihnen etwas besonders gut an dem Material?

Sehr positiv finde ich, dass eine Brücke nach Deutschland gebildet wird. Das Material ist gut auf die Situation des Kindes angepasst. Oft wird erklärt, wie etwas in Deutschland ist, dann wird das Kind gefragt: „Wie ist es bei dir?“

Ist es geplant, dass Ihre Kinder bis zum Abitur Fernunterricht machen, oder sollen sie noch einmal eine Schule vor Ort besuchen?

Wir überlegen gerade, ob unsere älteste Tochter das Abitur im Fernunterricht macht. Sie möchte gerne Lehramt studieren. Da ist sie sich sicher und das strebt sie wirklich an. Über den Fernunterricht bleibt sie einfach im deutschen Schulsystem. Der Unterschied des Lernsystems im Gastland wäre zu groß.

Wie erleben Sie den Kontakt zur Lehrkraft?

Wegen der Abstände zwischen den Testeinsendungen und unserer oft instabilen Internetverbindung ist manchmal einiges an Zeit zwischen den Briefen, deshalb ist der Kontakt oft nicht ganz so regelmäßig. Ich versuche mich zu erinnern, was bei den Kindern los war, damit ich das der Lehrerin erzählen kann. Manchmal sagen die Kinder, ich soll der Lehrerin mal dies oder jenes schreiben.
Die Kinder freuen sich riesig, wenn Post kommt. Es ist einer der Höhepunkte im Schulalltag. Die Kinder warten immer auf die Post. „Mama, hat meine Lehrerin schon geschrieben?“, fragen sie mich manchmal.

Was würden Sie Eltern sagen, die sich nicht zutrauen, ihre Kinder selbst zu unterrichten?

Sehr positiv ist das sehr gut aufgearbeitete Material. Übersichten zeigen, was gebraucht wird. Man kommt nicht in die Situation, in der man denkt: „Oh, was brauche ich jetzt?“ Alles wird mitgeschickt. Was aus dem Haushalt vorhanden sein soll, ist wirklich vorhanden. Wir müssen kein extra Material besorgen.
Die Kurse sind relativ gut und übersichtlich gegliedert. Alle zwei Wochen steht ein Test an. So bleibt ein relativ guter Kontakt zur Schule. Eine gute Beobachtung des Lehrers ist gegeben, die Lehrkraft gibt gute Rückmeldung. Man ist nicht auf sich allein gestellt.
Außerdem ergibt sich durch die Aufteilung der Lektionen ein gutes Arbeitspensum. Ich unterrichte vier Kinder, da ist es natürlich schon viel Arbeit.

Wie war es für die Kinder, nach einem Jahr Deutschland wieder ins Ausland zurückzugehen?

Alle vier hatten sich gut in Deutschland eingelebt. Ein besonders positives Erlebnis war die Schule. Wir lebten in einem sehr kleinen Ort, und die Kinder besuchen dort die örtliche Schule. Wir sind alle gut angekommen, die Kinder wurden gut aufgenommen und sind nicht in der großen Masse untergegangen. Sie haben in der Zeit tolle Freundschaften geknüpft. Ich hatte vorher Angst, wie du Umstellung wird, aber das war unbegründet.
Als wir dann wieder ins Ausland ausgereist sind, war der Abschied nicht leicht. Auf der einen Seite waren alle traurig, auf der anderen Seite haben wir uns auch gefreut. Denn wir wussten ja, dass wir auch Freunde im Gastland haben. Der Abschied von der Schule war am schwersten, weil sich die Kinder da so wohlgefühlt haben. Wir hatten ein weinendes und ein freudiges Auge.
Zurück im Ausland war alles gut. Wir waren wieder zu Hause. Als Familie und mit Freunden.
Heute noch halten meine Kinder Kontakt zu Freunden in Deutschland. Sie freuen sich immer, wenn Post aus Deutschland kommt. Wenn wir dann im Sommer in Deutschland sind, können sie ihre Freunde treffen.